Die Situation in der Containerschifffahrt nach und von Fernost ist seit dem 2. Quartal 24 unverändert angespannt. Wir haben dazu mit Melanie Esche; unserer Abteilungsleiterin Seefracht, ein Gespräch geführt.
Frau Esche, was ist der Grund für diese seit Monaten angespannte Situation?
M.E.: Die Situation hat sich eigentlich seit Corona nie wieder normalisiert. In diesem Jahr ist das extreme Ungleichgewicht bei der Containerverfügbarkeit der Hauptgrund. Während in Asien massive Container- und Stellplatzengpässe zu verzeichnen sind gibt es in Europa massenweise Leercontainer und Laderaum.
Was bedeutet das für den Import?
M.E.: Kurz gesagt: sehr stark steigende Frachtraten und lange Laufzeiten. Es werden zwar (relativ) günstige Frachtraten angeboten, jedoch gibt es dafür eine Abfahrt erst nach 2-3 Monaten, wenn überhaupt. Beispiel: Wir haben im Juni einen Container von Shanghai nach Hamburg gebucht, der erst Anfang August verladen wurde. Mit einem Ratenaufschlag von mehr als 50%. Für Verladungen innerhalb zwei bis drei Wochen werden satte Zuschläge gefordert und gezahlt. Die Import-Frachtraten sind zum Teil verdreifacht. Das erinnert an die Pandemiezeiten. Wegen der derzeitigen Situation im Nahen Osten meiden einige Reedereien den Suezkanal und nehmen den viel längeren Weg um Afrika. Engpässe bei den Importzollstellen verlängern die ohnehin langen Transitzeiten noch einmal kräftig. Eine Verzollungsdauer von 7 Tagen ist nicht ungewöhnlich.
Was bedeutet das für den Export?
M.E.: Die Containerdepots quellen über von Leercontainern. Vereinzelt fahren Schiffe nur mit Leercontainern nach Fernost. Die Frachtraten von der Nordrange nach China sind auf Ramschniveau. In Einzelfällen gibt es sogar Minusraten!